7,5 Millionen Euro für die Erforschung der Corona-Langzeitfolgen

7,5 Millionen Euro für die Erforschung der Corona-Langzeitfolgen

7,5 Millionen Euro für die Erforschung der Corona-Langzeitfolgen

Das COVID-19 Forschungsnetzwerk Niedersachsen (COFONI) stellt in einer zweiten Förderrunde mit neuer Programmlinie weitere Fördermittel in Höhe von insgesamt 7,5 Millionen Euro für die interdisziplinäre Erforschung der Langzeitfolgen der Corona-Pandemie zur Ausschreibung. Die Förderung wird dem COFONI-Netzwerk durch die niedersächsische Landesregierung zur Verfügung gestellt und strategisch begleitet durch den vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) initiierten Long-COVID-Expertenrat. Ziel der heute veröffentlichten Ausschreibung ist es, das neuartige Krankheitsbild „Long-/Post COVID“ zu erforschen sowie die pandemischen Auswirkungen auf die Gesellschaft näher zu beleuchten. Mit der aktuellen Förderung stockt das Land Niedersachsen seine Unterstützung für Projekte zur Erforschung von Corona-Spätfolgen auf insgesamt 10 Millionen Euro auf. Bereits im Frühjahr 2022 waren für den Start von vier Projekten zu dem Thema 2 Millionen Euro bereitgestellt worden. Weitere Erkenntnisse sollen nun unter anderem dazu beitragen, eine bessere Versorgung der Patientinnen und Patienten sicherzustellen. Dazu bedarf es geeigneter Handlungsempfehlungen und Maßnahmen zur Prävention. Zudem sollen nachhaltige Werkzeuge für den Umgang mit künftigen Gesundheitskrisen entwickelt werden.

„Während sich die direkten Wirkungen der COVID-Pandemie weiter abschwächen, fällt der Blick immer stärker auf die Langfristwirkungen dieser beispiellosen weltweiten Gesundheitskrise“, sagt Niedersachsens Wissenschaftsminister Falko Mohrs. „Die Stärke des von COFONI gewählten interdisziplinären Forschungsansatzes ist es, dass in den beabsichtigten Forschungsvorhaben alle relevanten medizinischen, aber auch gesellschaftlichen Auswirkungen betrachtet werden können.“ Nicht zuletzt hätten die psychosozialen Auswirkungen der Pandemie zum Beispiel auf Studierende gezeigt, dass wichtige Perspektiven bislang nicht die notwendige Berücksichtigung gefunden hatten.

„Long COVID“ und „Post COVID“ unterscheiden sich lediglich durch die Dauer der anhaltenden Symptomatik. Dabei können die Symptome zwischen vier bis zwölf Wochen beziehungsweise länger als drei Monate anhalten. Beide Varianten stellen das deutsche Gesundheitssystem gleichermaßen vor enorme Herausforderungen. „Das Krankheitsbild ist diffus und die Symptomatik vielfältig – entsprechend schwierig gestalten sich Diagnose und Behandlung. Um die Patientinnen und Patienten effektiv diagnostizieren und therapieren zu können, ist die Medizin daher auf umfassende Erkenntnisse zu Ursachen und Verlauf der Erkrankung aus der Grundlagen-, klinischen und Versorgungsforschung angewiesen“, sagt Prof. Dr. Tobias Welte, Direktor der Klinik für Pneumologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), der maßgeblich an der Ausarbeitung des neuen Förderkonzepts mitgewirkt hat. Gleichzeitig treten die gesellschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Pandemie in nahezu allen Lebens- und Arbeitsbereichen deutlich zu Tage. Auch psychische Auswirkungen werden zunehmend beobachtet. Um Strategien zur Bewältigung dieser vielfältigen Pandemiefolgen zu entwickeln, setzt COFONI in der zweiten Förderrunde auf eine koordinierte Bündelung von interdisziplinären und komplementären Expertisen.

Zukunftweisende Kooperation von Biomedizin und Gesellschaftswissenschaften

„Mit der Erforschung der pandemischen Langzeitfolgen reagiert das Land Niedersachsen auf die aktuellen und langfristigen Herausforderungen und gibt COFONI die Möglichkeit, sich mit einer zweiten Programmlinie zukunftsweisend aufzustellen“, sagt COFONI-Sprecher Prof. Dr. Jürgen Wienands, Forschungsdekan und Direktor des Instituts für Zelluläre und Molekulare Immunologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG). Erstmals können jetzt, neben der bisher vorwiegend biomedizinischen Ausrichtung, ebenfalls Kooperationsprojekte mit klinischen, versorgungsrelevanten und gesellschaftswissenschaftlichen Forschungsschwerpunkten mit einer Förderung berücksichtigt werden. Die wissenschaftliche Qualität dieser Projekte wird von einem neunköpfigen Komitee sichergestellt, das eigens dafür eingerichtet wurde. Es setzt sich aus Expertinnen und Experten niedersächsischer Forschungseinrichtungen sowie der Ärztekammer Niedersachsen zusammen.

Prof. Dr. Berthold Vogel, geschäftsführender Direktor des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen (SOFI) und, neben Prof. Dr. Tobias Welte, Co-Vorsitzender des Komitees, sagt: „Long/Post COVID ist eine medizinische und gesellschaftliche Herausforderung, die wir als gemeinsame wissenschaftliche Aufgabe angehen müssen. Daher ist es wertvoll, dass in diese Initiative die Gesellschaftswissenschaften mit einbezogen werden. Die fachliche Erweiterung COFONIs und die zu erwartende Zusammenarbeit ermöglicht ein umfassendes (sozial-)medizinisches wie gesellschaftliches Bild der Pandemiefolgen. Wir haben jetzt die Chance, die Grundlage für eine bessere Krisenbewältigung in der Zukunft zu legen. Denn eines ist klar: Nur Kooperation macht uns in Krisen leistungs- und widerstandsfähig. Das gilt in der Gesellschaft, aber auch für die Wissenschaft. Nebeneinander lösen wir keine Probleme, nur miteinander.“

Zu den Forschungszielen, die im Rahmen der neuen zweiten COFONI-Förderrunde verfolgt werden sollen, gehört unter anderem eine gezielte Diagnostik und genaue Abgrenzung von symptomatisch ähnlich verlaufenden Erkrankungen. Weitere Forschungsziele sind: neue Therapien zur Behandlung von Long/Post COVID, die Verbesserung der Versorgungssituation im ambulanten und stationären Bereich sowie die Entwicklung neuer Werkzeuge für die Kommunikation von Ärztinnen und Ärzten mit Patientinnen und Patienten sowie zwischen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern und ihren Mitarbeitenden. Ein Schwerpunkt der neuen Programmlinie liegt auf der Etablierung von Maßnahmen zur schnellen Identifizierung von Risikofaktoren, die sich in pandemischen Situationen negativ auf die Psyche und das Wohlbefinden von insbesondere Kindern und Jugendlichen auswirken.

Start der Projektausschreibung

Ab sofort können Forschende in Niedersachsen Projektanträge zur Erforschung der pandemischen Langzeitfolgen einreichen (https://www.umg.eu/cofoni/ausschreibung/). Die Forschungsvorhaben werden noch im Frühjahr 2023 in einem beschleunigten Begutachtungsverfahren in Zusammenarbeit mit renommierten, nationalen und internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern geprüft. Im Sommer 2023 sollen sie dann an den Start gehen.

Mitglieder des COFONI-Expertenkomitees

  • Prof. Dr. Tobias Welte (Medizinische Hochschule Hannover, Direktor der Klinik für Pneumologie, Gründer der Post-COVID-Ambulanz der MHH); Vorsitz
  • Prof. Dr. Berthold Vogel (Georg-August-Universität Göttingen, Direktor des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen (SOFI); Mitglied des Long-COVID-Expertenrates am MWK); Vorsitz
  • Prof. Dr. Lena Ansmann (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung und Cross-Border Institute of Healthcare Systems and Prevention)
  • Prof. Dr. Dr. Hannelore Ehrenreich (Max-Planck-Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaften, Klinische Neurowissenschaften; Mitglied des Long-COVID-Expertenrates am MWK)
  • Prof. Dr. Tim Friede (Universitätsmedizin Göttingen, Direktor des Instituts für Medizinische Statistik; Mitglied des COFONI-Leitungsgremiums)
  • Prof. Dr. Ulrich Kalinke (Geschäftsführender Direktor des TWINCORE; Mitglied der COFONI-Technologieplattform)
  • Prof. Dr. Luise Poustka (Universitätsmedizin Göttingen, Direktorin Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie; Mitglied des Long-COVID-Expertenrates am MWK)
  • Prof. Dr. Asisa Volz (Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Institut für Virologie; Mitglied des COFONI-Leitungsgremiums)
  • Dr. Martina Wenker (Helios Klinikum Hildesheim, Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen; Mitglied des Long-COVID-Expertenrates am MWK)

COFONI – COVID-19 Forschungsnetzwerk Niedersachsen

Das Netzwerk wurde im Oktober 2020 auf Initiative von Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität Göttingen, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Medizinischer Hochschule Hannover und Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover gegründet. Außerdem gehört dem Netzwerk das TWINCORE, Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung, und das Deutsche Primatenzentrum – Leibniz-Institut für Primatenforschung an. Die besondere Strategie des Forschungsverbundes ist es, die niedersächsischen Kompetenzen in der Pandemie-Forschung zusammenzuführen, um die vorhandenen interdisziplinären und komplementären Expertisen optimal nutzen zu können. Die nötigen technischen Kompetenzen werden mit einer zentralen Technologieplattform gebündelt. Sie stellt allen Netzwerk-Beteiligten Daten und Biobanken sowie übergreifende Methoden und Tiermodelle zur Verfügung. Mit der aktuellen Förderrunde hat das Forschungsnetzwerk durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur bisher rund 19 Millionen Euro zur Erforschung der SARS-CoV-2-Pandemie und seiner Langzeitfolgen erhalten.

Pressemeldung von  Nds. Ministerium für Wissenschaft und Kultur