„Verurteilt im Netz“: dreiteilige Doku-Serie von „ZAPP“

"Verurteilt im Netz": dreiteilige Doku-Serie von "ZAPP"

„Verurteilt im Netz“: dreiteilige Doku-Serie von „ZAPP“

Die Journalistin Nemi El-Hassan, der Comedian Luke Mockridge, der Musiker Gil Ofarim: Über sie wird in den Sozialen Netzwerken seit Monaten scharf gerichtet: Mockridge – ein „Vergewaltiger“? El-Hassan – eine „Israel-Hasserin“? Und Ofarim – Opfer von Antisemitismus? Oder hat er sich gar selbst als Opfer inszeniert?

„Verurteilt im Netz“ – unter diesem Titel geht die NDR Medienredaktion „ZAPP“ in einer dreiteiligen Doku-Serie der Frage nach, welche Mechanismen greifen, wenn Personen in den Sozialen Medien gebrandmarkt werden. Immer wieder findet der „Twitter-Mob“ ein neues Opfer, das er an den digitalen Pranger stellt – oft ohne Rücksicht auf den Schutz des Persönlichkeitsrechts oder der Unschuldsvermutung. Zugleich bieten Netzwerke wie Twitter, Instagram oder Facebook Gruppen eine Plattform, die in der „alten“ Öffentlichkeit bis dahin unterrepräsentiert waren. Ohne #MeToo oder #BlackLivesMatter etwa wären die wichtigen, breit geführten Debatten über sexualisierte Gewalt und Rassismus wohl kaum angestoßen worden. „Verurteilt im Netz“ ist vom 26. Februar an in der ARD Mediathek zu sehen. Am Mittwoch, 2. März, zeigt das NDR Fernsehen um 23.15 Uhr zum gleichen Thema das 45-minütige „ZAPP Spezial: Schuldig oder nicht – wenn das Netz entscheidet“.

Mit Hilfe datenjournalistischer Methoden hat „ZAPP“ tausende Posts in den Sozialen Netzwerken ausgewertet und die Entwicklung der Empörungswellen in den Fällen El-Hassan, Mockridge und Ofarim detailliert nachvollzogen. Bei Luke Mockridge war es der Hashtag #KonsequenzenfürLuke, über den einzelne Accounts den Vergewaltigungsvorwurf über Monate in der Öffentlichkeit hielten, bis sein Arbeitgeber – Sat.1 – und später Mockridge selbst dazu Stellung bezogen. Der Vorwurf sexualisierter Gewalt wiegt besonders schwer, gleichzeitig ist er oft schwer zu beweisen. „ZAPP“ geht der Frage nach, welchen Beitrag die öffentliche Debatte leisten kann, wenn die juristische Aufklärung gescheitert ist.

„Wir sehen es regelmäßig, dass Leute organisiert fertig gemacht werden im Internet. Und das kommt meistens aus ganz bestimmten Blasen. Das sollte man immer im Hinterkopf behalten“, fordert Journalist Henrik Merker, der für „ZEIT Online“ recherchierte, wer die Fotos von Nemi El-Hassan auf der antisemitischen Al-Quds-Demonstration zur Stimmungsmache nutzte. In der aufgeheizten Debatte um die Person El-Hassan geriet die nötige differenzierte Auseinandersetzung über das Problem Antisemitismus dabei schnell in den Hintergrund.

Wer Schuld hat und wer eventuell zu Unrecht angegangen wurde, lässt sich im Nachhinein oft kaum noch sagen. Hat Gil Ofarim im Leipziger Westin-Hotel die Kette mit dem Davidstern nun sichtbar getragen – oder nicht? Auch „ZAPP“ klärt diese Frage nicht. Vielmehr sucht die NDR Redaktion nach Mustern hinter der Empörung und nach Grautönen dort, wo es oft nur Schwarz oder Weiß zu geben scheint.

Welche Rolle spielen die klassischen Medien bei Empörungswellen im Netz? Wie sollten sich Journalistinnen und Journalisten verhalten, und welche Macht bleibt den Gerichten, wenn Teile der Öffentlichkeit längst geurteilt haben? Darüber spricht „ZAPP“ mit an den Debatten Beteiligten wie der Internetaktivistin Jorinde Wiese, der SPIEGEL-Redakteurin Ann-Katrin Müller und „MrWissen2go“ Mirko Drotschmann sowie mit Beobachter*innen wie dem Medienanwalt Gernot Lehr und der Professorin für digitale Medien Judith Ackermann.

Autor*innen: Nils Altland, Lea Eichhorn, Inga Mathwig, Konstanze Nastarowitz

Präsentation: Kathrin Drehkopf

Datenanalyse: Marvin Milatz, NDR Data

Redaktion: Jochen Becker, Iris Ockenfels, Nicola von Hollander

Quelle Pressemeldung von  NDR