Der Traum vom Frieden lebt – zumindest musikalisch

Der Traum vom Frieden lebt – zumindest musikalisch
Klare Worte: Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn trug sich beim Europaempfang ins Goldene Buch der Stadt Oldenburg ein. Oberbürgermeister Jürgen Krogmann schaute ihm über die Schulter. Foto: Mohssen Assanimoghaddam

Der Traum vom Frieden lebt – zumindest musikalisch

„Die Ukraine braucht ein stolzes, geeintes Europa, um der Barbarei des Kreml Paroli zu bieten. Der Krieg in der Ukraine ist ein Krieg gegen die demokratischen Werte von uns allen.“ Wohl noch nie zuvor wurden in der 101-jährigen Geschichte des Goldenen Buches der Stadt Oldenburg bei einem Eintrag so deutliche Worte gewählt wie am Montagabend, als sich Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn in dem Band verewigte. Der erfahrene Chefdiplomat – mit 18 Amtsjahren ist er der dienstälteste Außenminister innerhalb der Europäischen Union – tat dies im Kulturzentrum PFL als Ehrengast beim Europaempfang, zu dem die Stadt Oldenburg und der Verein Europäische Föderalisten Oldenburg zum mittlerweile vierten Male eingeladen hatten.

Für Oberbürgermeister Jürgen Krogmann und Peter Meiwald, 1. Vorsitzender der Europäischen Föderalisten Oldenburg, war es eine besondere Ehre, vor 90 geladenen Gästen Jean Asselborn zum Europaempfang begrüßen zu dürfen. Krogmann dankte Luxemburgs Außenminister für sein „lebenslanges Engagement“. Wie kaum ein anderer biete Asselborn Nationalismus und Populismus auf europäischer Ebene die Stirn. „Du bist nicht nur ein Europäer durch und durch, Du hast den Mut, unbequeme Wahrheiten auszusprechen“, lobte Krogmann den Gast aus Luxemburg, mit dem er seit einem gemeinsamen Grünkohlessen in Brüssel auf „Du und Du“ ist.

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine stand nicht nur in Asselborns Eintrag ins Goldene Buch, sondern auch in seiner anschließenden 35-minütigen Rede im Fokus. Asselborn bezeichnete den russischen Präsidenten Wladimir Putin als „Kriegstreiber“, der vor nichts zurückschrecke und alle Fesseln abgelegt habe. „Putin hat vor, das Völkerrecht durch das Recht des Stärkeren zu ersetzen“, so Asselborn. Die EU stelle sich der Aggression Russlands entgegen, indem sie ihre Verteidigungsfähigkeiten stärkt, ihre Energieabhängigkeit von Russland reduziert und eine robustere wirtschaftliche Basis aufbaut. Der Angriff auf die Ukraine sei eine Attacke auf die Werte der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Diese Werte dürften keinen Millimeter weit aufgegeben werden, forderte Asselborn.

Dies gelte auch mit Blick auf innere Entwicklungen in der EU. Das Aufatmen über die Wiederwahl des französischen Präsidenten Emmanuel Macron dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass es seiner rechtspopulistischen Herausforderin Marine Le Pen gelungen sei, ihre Wählerbasis weiter auszudehnen, und dass ihr brandgefährliches Gedankengut weiter auf dem Vormarsch ist. „Hier müssen wir uns alle fragen, was können wir besser machen? Wie können wir solchen für die Zukunft Europas existenzgefährdenden Tendenzen Einhalt gebieten?“, so Asselborn.

Für den 73-jährigen Außenminister sind die „bitteren Kriegszeiten“ auf europäischem Boden eine „Herausforderung ganz neuen Ausmaßes“. Das „Fenster der Diplomatie“ werde sich erst öffnen, so Asselborns ernüchternde Analyse, wenn Putins „Barbarei von innen“ gestoppt werde. Momentan sei es illusorisch zu glauben, dass dies passiere, „aber Hoffen muss erlaubt sein“, sagte Asselborn. Und Träumen sowieso: „Can’t stop dreaming“ lautete der Titel des selbst komponierten Gitarrenstücks, mit dem das aus der Ukraine stammende Musiker-Paar Dariya Panasevych und Arsen Asanov als „Duo Sempre“ die Gäste verabschiedete. „Und heute Abend“, sagte Asanov, „haben wir alle nur einen Traum: Frieden in der Ukraine und in Europa.“

Quelle Pressemeldung von  Stadt Oldenburg